Impfen
Feldstudie zur Wirksamkeit der Panleukopenie-Impfung
Einfluss von maternalen Antikörpern auf den Impferfolg bei jungen Katzen
Die Feline Panleukopenie (FPL), bei Katzenbesitzern eher als Katzenseuche
bekannt, ist eine schwere virusbedingte Allgemeinerkrankung, die trotz
Verfügbarkeit und routinemäßigem Einsatz von Impfstoffen immer noch zu hohen
Verlusten führt. Nach wiederholten Berichten von Katzenzüchtern über Ausbrüche
in geimpften Beständen initiierte das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) eine
Feldstudie, um die Wirksamkeit der Impfung zu überprüfen.
Seit 2007 erhielt das PEI mehrfach Meldungen zu Katzenseuche-Ausbrüchen in
geimpften Zuchtbeständen von Norwegischen Waldkatzen (NWK), die als
Verdachtsfälle auf mangelhafte Wirksamkeit bewertet wurden. Daraufhin wurde eine
Feldstudie durchgeführt, um die Entwicklung der serologischen Immunantwort
während der Grundimmunisierung von Katzenwelpen dieser Rasse im Vergleich zur
europäischen Hauskatze (EHK) zu untersuchen.
Bei den meisten der 64 Kätzchen aus 16 Würfen konnte im Alter von acht und zwölf
Wochen (79 bzw. 61,3 Prozent), bei manchen (6,5 Prozent) noch mit 20 Wochen ein
signifikanter Titer maternaler Antikörper (MAK) nachgewiesen werden. Insgesamt
erfolgte bei gut einem Drittel der Tiere (36,7 Prozent) trotz dreifacher Impfung
keine Serokonversion. Selbst bei niedrigen MAK-Titern (<1:10 im
Serumneutralisationstest, SNT) zeigten viele Kätzchen keine serologische
Immunantwort. Diese Ergebnisse zeigen, dass maternale Antikörper die Ausbildung
einer belastbaren Immunität nach der Impfung weit über das bisher angenommene
Zeitfenster hinaus negativ beeinflussen können. Zwischen den getesteten Rassen
wurde kein signifikanter Unterschied festgestellt.
Aus der Studie, die mit der relativ geringen Anzahl von 16 Würfen durchgeführt
wurde und somit nicht als repräsentativ angesehen werden kann, ergeben sich
deutliche Hinweise auf die Bedeutung der Interferenz maternaler Antikörper mit
der aktiven Immunisierung von Katzenwelpen gegen FPL. Die von Scott et al.
(1970) vorgeschlagene Berechnung des Impfzeitpunkts anhand des Antikörpertiters
des Muttertieres erwies sich retrospektiv als geeignet, das früheste Impfalter
festzustellen. 68 Prozent der Kätzchen, die serokonvertierten, reagierten auf
eine Impfung, die am oder nach dem berechneten Impfalter verabreicht worden war.
Ferner zeigten die Ergebnisse, dass in Abhängigkeit vom Alter der Katze und von
der Höhe des Antikörpertiters Rückschlüsse auf den Immunitätsstatus des Tieres
gezogen werden können: Bei Kätzchen älter als zwölf Wochen sprechen hohe Titer
(>1:1.000 im SNT) dafür, dass eine aktive Immunisierung erfolgt ist.
Die Studie unterstreicht, dass der Erfolg der Impfung wesentlich von der Höhe
des maternalen Antikörpertiters zum Impfzeitpunkt abhängt. Dieser variiert je
nach Impfstatus des Muttertieres und der Kolostrumversorgung der Kätzchen (Claus
et al., 2006). Anhand des MAK-Titers kann das früheste Impfalter festgestellt
werden. Vor diesem Zeitpunkt durchgeführte Impfungen werden in der Regel nicht
zu dem erwarteten Impferfolg führen. Daher sollte eine Erfolgskontrolle
integraler Bestandteil der Jungtierimpfung werden. Die Ausbildung belastbarer
Immunität, messbar anhand eines signifikanten Anstiegs des Antikörpertiters, ist
ein verlässlicher Marker für vorhandenen und andauernden Schutz.
Die Konsequenzen für die tägliche Impfpraxis müssen ausführlich diskutiert
werden. Auch in anderen Ländern werden serologische Titerbestimmungen im
Zusammenhang mit Impfungen derzeit erörtert (Vaccination Guidelines Group, 2007;
Heayns et al., 2012).
Originalpublikation
Die Ergebnisse wurden im Open Access Journal BMC Veterinary Research am 21. Mai
2012 veröffentlicht.
Jakel V,
Cußler K, Hanschmann KM, Truyen U, König M, Kamphuis E,
Duchow K (2012): Vaccination against Feline Panleukopenia: Implication from
a field study in kittens.
BMC Veterinary Research
8: 62.
Text
Literatur
Claus, M. A., Levy, J. K., MacDonald, K., Tucker, S. J., Crawford, P. C., 2006.
Immunoglobulin concentrations in feline colostrum and milk, and the requirement
of colostrum for passive transfer of immunity to neonatal kittens.
J.Feline.Med.Surg. 8, 184-191.
B.J. Heayns, S. Baugh: Survey of veterinary surgeons on the introduction of
serological testing to assess revaccination requirements. Veterinary Record
2012; 170:74. doi: 10.1136/vr.100147)
Scott, F. W., Csiza, C. K., Gillespie, J. H., 1970. Maternally derived immunity
to feline panleukopenia. J.Am.Vet.Med.Assoc. 156, 439-453.
Vaccination Guidelines Group (2007) Guidelines for the vaccination of dogs and
cats compiled by the Vaccination Guidelines Group (VGG) of the World Small
Animal Veterinary Association (WSAVA) Journal of Small Animal Practice 48,
528–541